Swing, Pop und Fingerschnipsen im Country-Style: „Lou’s The Cool Cats“ beim Auftritt auf dem Sieferhof.
Leichlingen-Witzhelden – Die Sonne geht langsam unter und taucht den Sieferhof in goldenes Licht. Die Pferde wiehern, die letzten Hufe klappern in die Ställe. Drei Frauen betreten die Halle, in der normalerweise Reittraining stattfindet. Locken, Hüte, High Heels und Tüllröcke tragen sie. Ein bunter Mix im Vintage-Design. Sie bringen einen Hauch der 1920er Jahre mit. Statt in Leichlingen hätte der Sieferhof für den Abend in Amerika stehen können. Die drei Damen gehören dem Ensemble „Lou’s the Cool Cats“ an. Hoe-Down, Swing und Pop haben sie in petto, ideal für die ungewohnte Location des städtischen Kulturprogramms im Country-Stil.
Klappstühle in der Reithalle
„Kultur auf dem Hof“ heißt die für die Corona-Zeit erfundene neue Veranstaltungsreihe, die bereits zum Gut Nesselrath und Müllerhof tourte. Dritter und vorerst letzter Termin war am Sonntag auf dem Sieferhof. Statt dicht gedrängt beim Kabarett im Café am Stadtpark saßen die Besucher auf Klappstühlen mitten in der Reithalle in Grüppchen getrennt. Für Rebecca Hermann von der Stadtverwaltung ist das diesjährige Programm zwar nicht gleichzusetzen mit den vergangenen. Aber die neue Reihe sei eine Ergänzung, die hervorragend zur Blütenstadt passt, die ja viele wunderbar gepflegte Höfe aufweisen kann.
Die Kleinkunstreihe „Kultur auf dem Hof“ baute am Sonntagabend ihre Bühne in der Reithalle des Sieferhofs in Witzhelden auf.
Die Öffnung für andere Orte heißt für Hermann auch eine Öffnung für ein neues Publikum. Die Reihe mit Alternativen zum Leichlinger Kulturprogramm soll im Frühjahr fortgesetzt werden. „Das nächste Mal dann mit Corona-Tanz-Kreisen“, wünschte sich Sängerin Julie van Hoeven, eine der „Katzen“, um ihrem Publikum nicht nur Moves für die Arme, sondern auch für die Füße beibringen zu können.
Mehr Lust auf Männer als auf Schokolade
Mit Band-Gründerin Lou Goldstein und Peggy Sugarhill an ihrer Seite schnipste sie die Finger keck ins Mikrofon. Sie coverten Hits der 2000er wie Rihannas „Umbrella“ oder den Klassiker „Puttin on the Ritz“ und drückten allem ihren koketten Swing-Stempel auf. Zu dreistimmigem Gesang verkörperten die Showtalente einen frechen Vintage-Lifestyle mit Stepp- und Linedance-Einlagen. Einig waren sich die Power-Frauen darin, mehr Lust auf Männer statt auf Schokolade zu haben.
Nicht nur die Begleitung an Klavier und Gitarre umrahmte die Stimmung, auch die Sonne baute ihre eigene Dramaturgie auf. Zu Beginn noch schien sie das Publikum mit Gegenlicht ärgern zu wollen, betonte aber dafür die Silhouetten der Cool Cats. Ein Lichtspiel, das zum Schnipsen und Schulterschütteln der Sängerinnen passte.
Die zweite Hälfte, nach Sonnenuntergang, wirkte dann wie an einem anderen Ort. Erst jetzt kamen die forschen Gesichtszüge der Cats rüber. Fast schon kitschig hing der Mond in großer Sichelform hinter ihnen am Himmel. Das ist das Schöne bei Kultur auf dem Hof: Eine ganz eigene Atmosphäre ergibt sich aus den neuen Event-Locations, die sich (zum Glück) nicht komplett planen lässt.
Der Artikel ist von Julia Hahn und zuerst im Kölner-Stadt-Anzeiger erschienen.
Fotos: Ralf Krieger